Buchcharakter des Monats - Hedwig

schreibmanufaktur

27/9/2022
Jeder der Charaktere in „Sei tapfer im Leben. Die Spuren der Kriegskinder“ hat seine guten und weniger guten Seiten. Ob er / sie ein guter Mensch war, hängt sicherlich von der Perspektive ab. Denn alle sind sie Kinder ihrer Zeit und ihrer Erfahrungen. Wie beispielsweise Hedwig.

Hedwig Oehler (geborene Wagner)

geb. 1910 – gest. 1977

Ilses Mutter und Wilhelms Ehefrau.

Hedwig war in einfachen Verhältnissen aufgewachsen. Als einziges Mädchen unter Brüdern lernte sie früh sich durchzusetzen. Den Vater hatte sie früh verloren, er starb wenige Jahre nach Ende des 1. Weltkriegs an dessen Folgen. Von der Mutter lernte sie alles, was ein junges Mädchen aus damaliger Sicht beherrschen musste: sparsam zu wirtschaften, Haushaltsführung, Nähen und andere Handarbeiten. Aber auch die Fähigkeit aus nahezu nichts eine Mahlzeit zuzubereiten, Gemüse zu pflanzen, zu hegen und zu konservieren, eine Familie zusammenzuhalten und auf Gott und die Kirche zu vertrauen. Nicht zu vergessen die Tugenden und Werte, die man als wichtig erachtete, wie Pflichtbewusstsein, Redlichkeit, Tugendhaftigkeit.

Man nannte sie in der Familie auch die Rot’ - wegen ihrer roten Haare und vielleicht auch, weil sie schnell rot sah. Sie war temperamentvoll, dominant und streng protestantisch, hielt ihrem Wilhelm stets die Treue und den Rücken frei und behielt ihren Einfluss auf Ehemann und Tochter auch über ihren Tod hinaus.

Liebevoll und aufopfernd kümmerte sie sich um die kleine Ilse und später um den Enkel Udo. In den 60er Jahren brach sie mit der Tochter, der sie Verantwortungslosigkeit und Unfähigkeit unterstellte und sich nie wieder mit ihr versöhnte.

In der Verwandtschaft war sie als spitzzüngig bekannt und wird in der Erinnerung auch als eine ›böse Frau‹ bezeichnet. Doch war sie das wirklich?

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