Das Jahr 1843

schreibmanufaktur

4/1/2023
Die „Väter der Kriegskinder“, das ist die Generation von Marie und Ludwig. Ein Blick auf diejenigen und das Leben derer, die sie prägten, ist nicht minder spannend. Ein Ausflug in das Jahr 1843.

Das Jahr 1843

Erzähle ich über die „Väter der Kriegskinder“, betrachte ich die Generation derjenigen, die um die Jahrhundertwende 1900 geboren sind. Sie wuchsen in einer Zeit rasanter Entwicklungen und Entdeckungen auf, erlebten zwei Weltkriege, unfassbare wirtschaftliche Aufschwünge und Zusammenbrüche sowie gesellschaftliche und politische Veränderungen, die ihre Wertvorstellungen und Weltbilder – und die ihrer Eltern und Großeltern – erschütterten. Die „Väter der Kriegskinder“, das ist die Generation von Marie und Ludwig. Ein Blick auf das Leben derer, die sie prägten, ist nicht minder spannend.

1843 und Elisabethe Johannette

Am 09.03.1843 erblickte Elisabethe Johannette Göbel als fünftes von insgesamt zwölf Kindern in Groß-Zimmern das Licht der Welt. Ihre Mutter starb 1857 nach der Geburt des letzten Sohnes im Kindbett. Der Kleine überlebte sie nur wenige Tage.  Ihr Bruder Bernhard, Bäcker wie der Vater, wanderte zwischen 1881 und 1891 nach Amerika aus.

Elisabethe Johannette Göbel war die Großmutter von Marie und Ludwig. Und bereits die Geschehnisse ihres Geburtsjahres bergen den Stoff zahlreicher Geschichten.

1843 und die Prominenz

An Elisabethe Johannette erinnert sich heute vermutlich niemand. Dafür ist 1843 aber auch das Geburtsjahr späterer Berühmtheiten, deren Wirken bis in unsere Tage reicht, z.B.

  • Edvard Grieg, Pianist und Komponist
    Seine Peer-Gynt-Suiten und daraus „Solveigs Lied“ machten ihn unsterblich.
  • Robert Koch, Mediziner und Nobelpreisträger 1905
    Er gilt neben Louis Pasteur als Begründer der Bakteriologie, war Epidemiologe und Entdecker des Tuberkuloseerregers.
  • Bertha von Suttner, Schriftstellerin, Pazifistin u. Friedensnobelpreisträgerin 1905.
    Ihr pazifistischer Roman „Die Waffen nieder!“ traf nicht nur im Jahr seines Erscheinens – 1889 – den Nerv der Zeit.
  • Berthold Kempinski, Weinhändler, Gastronom und – lange nach seinem Tod – Namensgeber der berühmten Hotelkette
    Sein viergeschossiges Lokal in der Leipziger Straße war 1889 das größte in Berlin und hieß Gäste aller Klassen willkommen – wer nicht viel zahlen konnte, bestellte eine halbe Portion zum halben Preis.

Es wurde natürlich auch gestorben in diesem Jahr, man betrauerte u.a.

  • Friedrich Hölderlin, Dichter
    Über seinen Geisteszustand wurde viel spekuliert und geschrieben. Unbestritten ist sein Schaffen. Er zählt zu den bedeutendsten Lyrikern seiner Zeit. An seinem Briefroman „Hyperion“ kommen Abiturienten kaum vorbei.
  • Maria Clementine Martin, Nonne und Erfinderin des „Klosterfrau Melissengeist“
    Dieses spezielle Kräuterwässerchen versprach (verspricht) bei einer Vielzahl von Beschwerden Hilfe. Manch einer behauptet allerdings, sein Erfolg liege im hohen Alkoholgehalt …
  • Nicolas Villeroy, Steingutfabrikant und Mitbegründer der Keramikherstellung „Villeroy & Boch“
    Es dürfte kaum ein Haushalt existieren, in dem nicht zumindest zeitweise einmal eine Geschirrserie von Villeroy & Boch die Tische zierte. Seit 1930 war das u.a. die Serie „Burgenland“, zumeist in rot oder blau. Ab den 1960er Jahren dann „Wildrose“ – auch heute noch sehr beliebt bei Nostalgie-Fans.
  • Charles Macintosh, Chemiker und Erfinder wasserfester Textilien
    Seine bahnbrechendste Erfindung, für die wir auch heute noch dankbar sind, war der Regenmantel!

1843 und die Erfindungen

Joule

Was heute kaum noch möglich ist, war 1843 durchaus üblich: als Autodidakt Erfolg und Anerkennung zu erfahren. So beispielsweise James Prescott Joule. Als Bierbrauer im vom Großvater gegründeten Betrieb befasste er sich auch mit technischen Fragen des Maschinenbaus und der Naturwissenschaften.

Über die Qualität seines Biers ist nichts bekannt. Berühmt wurde er aber durch einen wegweisenden Versuch, in dem er das Wärmeäquivalent mechanischer Arbeit bestimmte. Damit entwickelte er die nach ihm benannte Einheit „Joule“.

Würfelzucker

Was wäre die Welt ohne Würfelzucker. Doch dass es den bereits seit 1843 gibt, hätte ich nun nicht vermutet. Hinter dieser Erfindung steckt (angeblich) die liebevolle Geste eines Ehemannes, des Zuckerfabrikanten Jacob Christoph Rad.

Damals war Zucker nur in Form von Zuckerhüten, an der Spitze abgerundeten Kegeln, erhältlich, die bis zu 1,50 Meter hoch und steinhart gepresst waren. Um den Zucker zu portionieren und somit das Löffelchen für den Kaffee zu ergattern, war harte Arbeit nötig. Man nahm Hammer, Zange und Zuckerbrecher zu Hilfe. Dabei konnte man sich durchaus einmal verletzen. So wohl auch Jacob Christoph Rads Gattin Juliane, die es irgendwann leid war, mit Schnittwunden an den Händen durchs Leben zu gehen und ihren Ehemann aufforderte, endlich Abhilfe zu schaffen.

Er fand einen Weg den Zucker fortan in kleine Würfel (eigentlich Quader) anstatt in riesige Hüte zu pressen und erhielt dafür am 23. Januar 1843 ein kaiserliches Privileg, also ein Patent. Sein „Thee-Zucker“ oder „Wiener Würfelzucker“ ist zwar mit Erfindung der Streuzuckertütchen etwas aus der Mode gekommen, behauptet seinen Platz aber bis heute.

1843 und die Auswanderer

Am 2. Mai 1843 trafen in Chile, im Hafen von Puerto Hambre die ersten deutschen Auswanderer ein. Sie siedelten überwiegend um den Llanquihue-See. Nach der Märzrevolution 1848 waren es Tausende. Viele zog es dann nach St. Louis in Missouri, wie später auch Bernhard, Elisabethe Johannettes großen Bruder.

Elisabethe Johannette

Elisabethe Johannette heiratete 1865 den Metzgermeister Friedrich Ludwig Wörner und schenkte vier Kindern das Leben, u.a. der Mutter von Marie und Ludwig. Sie verbrachte ihr Eheleben in Darmstadt und starb am 26.02.1895 im Alter von 51 Jahren.

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