Neulich berichtete ich von meinem aktuellen Buchprojekt zu den Vätern der Kriegskinder, das auf „Sei tapfer im Leben - die Spuren der Kriegskinder“ folgt und erwähnte bereits die Geschwister Marie und Ludwig. Ihre Eltern sind ein Paradebeispiel für Tatkraft, Fleiß und Geschäftssinn – Tugenden, die sie ihren Kindern mit auf den Weg gaben.
Elisabeth Margarethe Pauline (1871 – 1955), zeitlebens nur Pauline genannt, war das jüngste Kind einer erfolgreichen Metzgerfamilie in Darmstadt. Mit achtzehn heirate sie den zehn Jahre älteren Kaufmann Friedrich Gustav Ferdinand (1861 – 1924), der ursprünglich mit Vater und Bruder in Offenbach eine „Manufakturwaaren- und Bettfedernhandlung“ betrieben, sich später auf überwiegend englisches Tuch spezialisiert und dies als „Waarenagent“ vertrieben hatte. Des Reisens überdrüssig übernahm er in Darmstadt eine Gastwirtschaft mit Übernachtungsmöglichkeiten und gründete daraus 1904 das Hotel „Prinz Heinrich“. Er führte es durch Kriegs- und Krisenzeiten, insbesondere das Schicksalsjahr der Weimarer Republik 1923 mit Hyperinflation und dem fast völligen Zusammenbruch der Wirtschaft stellte ihn vor größte Herausforderungen.
Nach seinem Tod 1924 führte die Witwe Pauline das Haus noch ein paar Jahre weiter, überließ dabei die Verantwortung einem mehr oder weniger patenten Geschäftsführer und verkaufte es schließlich um 1930. Sohn Ludwig weilte zu diesem Zeitpunkt bereits als Ingenieur in Berlin und zeigte am Hotelgeschäft kein Interesse. Auch Schwiegersohn Heinrich Eduard war kein geeigneter Nachfolger, seine Fähigkeiten lagen im Gartenbau und vor allem in der Rosenzucht, die er als Hofgärtner des ehemaligen Großherzogs Ernst Ludwig von Hessen und bei Rhein u. a. im Park Rosenhöhe auf der Mathildenhöhe erworben hatte. Doch dazu später einmal mehr.
Das Hotel „Prinz Heinrich“ war später in Darmstadt als „Gasthaus Knauf bekannt“ und existiert noch heute unter dem Namen „Aspire Victory“.